Protest gegen MMPM-Absage - Roland Reischl Verlag

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Protest gegen MMPM-Absage

Veranstaltungen
Verleger-Protest gegen die Absage der Mainzer Minipressen-Messe 2022

Offener Brief an die Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth vom 9.3.22 (nachdem der Protest von den Unterzeichnenden bereits in Kurzform versandt worden war an: Thomas Ebling (Mainzer Oberbürgermeister), Marianne Grosse (Kulturdezernentin), Jürgen Kipp (Kurator MMPA Gutenberg-Museum [Veranstalter der MMPM]); Allgemeine Zeitung Mainz, SWR Funkhaus Mainz, Börsenverein des deutschen Buchhandels und Börsenblatt – Wochenmagazin für den deutschen Buchhandel, Literaturbüro Ostwestfalen-Lippe):.

Seit 1970 findet in Mainz – in der Regel alle zwei Jahre am Himmelfahrtswochenende – die Mainzer Minipressen-Messe für Klein- und Selbstverlage sowie Handpressen und BuchkünstlerInnen. Mittlerweile hat sich diese Veranstaltung zur größten Kleinverlagsbuchmesse Europas entwickelt. Nachdem coronabedingt die 26. MMPM von 2021 auf Ende Mai 2022 verschoben wurde, hat man nun den Ausstellern, die sich bereits angemeldet hatten, am 24. Februar 2022 mitgeteilt, dass die Messe erneut abgesagt bzw. aufs nächste Jahr verschoben werden soll.
       
Begründet wird die erneute Absage damit, dass, so Kulturdezernentin Marianne Grosse, „eine Messe, die davon lebt, dass viele Menschen in Innenräume eingeladen werden und in einen regen und vielfältigen Austausch miteinander gebracht werden sollen, [...] für uns momentan nicht vorstellbar [ist]“.
    
Dessen ungeachtet soll in Mainz am Wochenende vor der Büchermesse der Rheinland-Pfalz-Tag stattfinden, wofür man – im Gegensatz zur MMPM – offenbar trotz des zu erwartenden, um ein Vielfaches höheren Publikums-Aufkommens mit einem Hygiene-Konzept etwaige Bedenken ausräumen konnten.
  
Die Unterzeichner dieses Schreibens freuen sich, dass unsere im Mainzer Umland tätige Kollegin Annette Sievers vom pmv-Verlag diesen Widerspruch bereits publik gemacht hat, unter anderem in einem Beitrag des „Börsenblatts“ vom 28.2.22. Dort wird aus ihrem Schreiben an den Mainzer OB Ebling und Kulturdezernentin Grosse zitiert, wonach „die Absage zu einer Zeit, in der alles wieder geöffnet wird, nicht nachzuvollziehen sei“.  Sicher gebe es noch mehr Raum rund um die Rheingoldhalle, den man bespielen könnte, so Sievers weiter. „[Die Verlegerin] konfrontiert die Stadt mit Alternativen, auf die die Beteiligten gerne eine Antwort hören würden. Ihre Vorschläge:
    
· Am Wochenende vorher findet der RLP-Tag statt. Alle Verlage, die möchten, dürfen dort eine Bude bespielen – jeder schön für sich, sehr coronakonform.
    
· Die Buden vom RLP-Tag bleiben einfach stehen und am Wochenende danach ziehen die Verlage dort ein, die Künstler bleiben in der Rheingoldhalle.
    
· Zusätzlich zur Rheingoldhalle werden auf dem Platz davor Buden oder Zelte gestellt – gerne auch wieder am Rheinufer – Verlage ziehen dort ein, die Künstler bleiben im Trockenen.
    
· Zusätzlich zur Rheingoldhalle werden in der Stadt leer stehende Geschäfte und der Bahnhof bespielt: Ein Bücherfest für die ganze Stadt! Ach, vielleicht würde das Gutenbergmuseum ja auch mitmachen? Eine seitenreiche Rallye durch die Stadt.“
  
Als Kleinverleger unterstützen wir sowohl den Protest unserer Kollegin Annette Sievers gegen die erneute Verschiebung der Mainzer Minipressenmesse als auch ihre oben genannten konstruktiven Vorschläge zur Durchführung dieser Veranstaltung wie geplant in diesem Frühjahr (vom 26. bis 29. Mai).
  
Sorgen Sie bitte dafür, die seit über zwei Jahren anhaltende Isolation der kleinen und inhabergeführten Verlage von den Leserinnen und Lesern zu beenden. Wenn uns weiterhin die Möglichkeit genommen wird, im direkten Kontakt mit dem Publikum auf unsere Bücher aufmerksam zu machen, dann droht ein Artensterben im Literaturbereich, das nur die großen Konzernverlagshäuser mit ihrem Mainstream-Programm überleben werden.
  
Nicht nur für die Gutenbergstadt Mainz wäre es ein Armutszeugnis, wenn die Kultur abermals in die Röhre schauen müsste.
  
Mit freundlichen Grüßen
  
Gardez! Verlag Michael Itschert, Remscheid
Roland Reischl Verlag, Köln



1.
Nachtrag. In der Mainzer Allgemeinen Zeitung wurde über den Protest am 10.3.22 unter der Überschrift "Verlage wollen ausstellen" berichtet, wobei die Mainzer Kulturdezernentin Marianne Grosse sich sinngemäß so gerechtfertigt hat wie im anschließenden 2. Nachtrag ausgeführt.



2. Nachtrag
: Marianne Grosse hat den beiden Verlegern in einem Schreiben vom 21.3.22 geantwortet und die Entscheidung, die MMPM 2022 abzusagen gerechtfertigt. "Die Tatsache, dass Publikumsansammlungen bei einem hochansteckenden und mindestens in seinen ersten Varianten hochgefährlichen Virus wie Covid-19 selbst bei größter Vorsicht und Einhaltung aller nur erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen potenzieller Spreaderevents sein könnten, konnte bei der Planung [...] nicht außer Acht gelassen werden." Zudem habe, so Grosse weiter, "die Pandemie auch unsere interne Arbeit im Gutenberg-Museum sehr erschwert und zahlreiche unserer Kapazitäten anderweitig gebunden." Personelle Engpässe und ein anstehender Wechsel in der Museumsdirektion habe die diesjährige Organisation zusätzlich beeinträchtigt, weshalb man sich "schweren Herzens für die Verschiebung der MMPM" entschieden habe.



3. Nachtrag: Ebenfalls eine Antwort haben wir am 3.5.2022 von Oliver Schenk bekommen, Leiter des Referats "Grundsatzfragen, Medien, Medienkompetenz" der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth. Darin heißt es: "Die schwerwiegenden Auswirkungen der Absage von Messen auf Verlage und die Buchbranche im Allgemeinen vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind uns – schmerzlich - bewusst. Messen ermöglichen den Austausch zwischen Autoren, Verlegern und Publikum, sie sind wichtige Treffpunkte der Buchbranche und haben große wirtschaftliche Relevanz. Die diesjährige Absage der Mainzer Minipressen-Messe ist umso bedauerlicher, als die aktuelle Corona-Bekämpfungs-Verordnung des Landes Rheinland-Pfalz die Durchführung ja jetzt doch zulassen würde. Die Zuständigkeit für die Umsetzung von Schutzmaßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie liegt bei den Bundesländern und Kommunen. Seitens der Bundesregierung besteht keine Möglichkeit, diesen Vorgaben zu machen. Ich gehe davon aus, dass eine Rücknahme der Absage der Mainzer Minipressen-Messe in diesem Jahr leider nicht mehr realistisch ist. Wie in Zukunft die Planung und Realisierung von größeren Veranstaltungen unter sich dynamisch entwickelnden Bedingungen wieder verlässlich möglich wird, ist eine Herausforderung, die wir hoffentlich gemeinsam bestehen werden." Außerdem verwies Herr Schenk auf ein Corona-Hilfsprogramm seiner Behörde ...
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